Independant Front Ends mit Kugellagern
& Motortuning

von Frank Bonitz

Bestandteile:

- 2 X Kugellager mit 2,0 mm Innen- und 6 mm Außendurchmesser
- 2 X O-Ringe
- 2 X M 1,6 Messingschrauben
- 4 bis 6 M 1,6 Messingmuttern
- Etwas Tesa-Gewebe-Tape
- 1 Kunststoff-Röhrchen (von einem Wattestäbchen z. B.)

Kugellager, Schrauben und Muttern stammen aus dem technischen Modellbau, O-Ringe sind in Baumärkten und im technischen Großhandel erhältlich.

Die Lager wurden in diesem Fall von Conrad bezogen (Best. Nr. 21 45 82-MM - außen 6 mm, innen 2 mm, Breite 2,3 mm Stck. 5,09 EUR. Bezeichnung: M-LAGER 620-DDR/ZZY 32). Dabei handelt es sich um geschlossene Edelstahl-Kugellager.

Die Messingschrauben werden mit einem schmalen Streifen Gewebe-Tape unmittelbar unter dem Kopf umwickelt - ohne daß das Band überlappt! Dann werden die Kugellager auf die Schrauben geschoben. Sie sollten sich problemlos über das Tape schieben lassen und jetzt spielfrei auf den Schrauben (= Halbachsen) sitzen.

Mit zwei Messingmuttern werden die Lager dann auf den Halbachsen festgezogen. Die Muttern liegen dabei bündig an dem inneren Laufring des Lagers an. Damit der innere Ring nicht beschädigt oder gestaucht und damit die Drehfähigkeit der Lager beeinträchtigt wird, sollte die Mutter zwar fest sitzen, aber nicht mit Gewalt "angeknallt" werden. Im Zweifel für den harten Rennbetrieb die Muttern mit Loctite, Sekundenkleber o. ä. sichern oder mit zwei weiteren Muttern kontern, falls die Spurweite dies zuläßt.

Die äußeren Flächen der Lager dienen als Felgen für die O-Ringe, die als Reifen auf das Lager geschoben werden.

Da eine Führung für die Reifen fehlt, ist es notwendig, die O-Ringe zu verkleben. Dafür benutze ich Pattex tranparent, das mittels Zahnstocher auf die vorher mit Waschbenzin und Wattestäbchen entfetteten Oberflächen der Lager aufgetupft wird. Aber Vorsicht: zum Einen das Lager nicht mit dem Benzin "auswaschen", zum Anderen den Kleber von dem Lagerseiten / Abeckungen fernhalten! Nicht zu lange antrocknen lassen, dann können die O-Ringe noch auf der "Felge" ausgerichtet werden.

Sicherlich ließe sich auch Sekundenkleber verwenden, den man vorsichtig in den feinen Spalt am O-Ring zur Außenfläche des Lagers einfließen läßt.

Die beiden Halbachsen sind nun komplett.

Die Achsen lassen sich in die Achsführungen bzw. -bohrungen des Chassis einschrauben, dabei kann die Spurweite auch gleich reguliert werden. Zwei weitere Muttern auf den Halbachsen zu den Außenseiten der Achsbohrungen hin sorgen für Fixierung, sie können wiederum gesichert werden.

Zur Stabilisierung werden die Halbachsen mit einem Röhrchen verbunden (das von einem Wattestäbchen hat sich bei mir sehr gut bewährt), das man so zwischen den Achsaufnahmen ausrichtet, daß sich die Achsen dort während der Montage quasi hineinschrauben. Optimale Stabilität und Sicherheit für harten Rennbetrieb kann durch Fixieren oder Vergießen des Achs-Ensembles mit dem Chassis erreicht werden, vorzugsweise mit langsam aushärtendem 2K-Kleber (UHU Endfest).

Die Gesamtkosten für ein solches kugelgelagetes Independant Front End belaufen sich auf ca. 13 Euro, was verglichen mit konventionellen Vorderachsen zum Nachrüsten preiswert erscheint. Denn dieses Setup funktioniert im Fahrbetrieb nicht nur außerordentlich gut, indem es das Handling agiler macht und das Chassis deutlich spritziger wirken läßt. Diese technisch orientierte Lösung kann in Verbindung mit Alufelgen an der Hinterachse auch optisch überzeugen!

Bei Chassis mit geringer Magnetkraft beeinflußt außerdem das im Vergleich zur Serienachse höhere Gewicht das Handling positiv.

fertiges Chassis

Das Bild zeigt ein Chassis mit dieser Vorderachse auf Basis eines Tyco 440. Es ist außerdem mit einstellbaren, versilberten Kohlenhaltern im dafür gebohrten Chassis versehen, einem ausgewuchteten und überdrehten AJ's-Anker mit poliertem Kollektor und spezieller Welle für Kugellager (Anker gemessen mit 1,6 Ohm) sowie vorgebohrten Wizzard-Motorschilden für Kugellager.

Die Schilde wurden selbst mit 1,5 mm / 4 mm Kugellagern versehen, die mit Sekundenkleber fixiert sind. Die Kugellager sind ebenfalls von Conrad (22 02 49-MM - außen 3 mm, innen 1,5 mm Stck. 4,06 Eur).

Silberne Motorkohlen, versilberte Kohlenferdern, Schleiferfeder und Schleifern (alles von Wizzard) komplettieren das Setup, als Motormagnete kommen "Polyforce" von BSRT zum Einsatz. Die Haftmagnete sind Serie. Hinten rollt das Chassis auf geschraubten AJ's Alus mit "ab Werk" geklebten und rundgeschliffenen Silicones, der Antrieb erfolgt durch Wizzard-Getriebeteile mit 7er Ritzel und 22er Kronrad, die Achse ist zusätzlich ausdistanziert.

Dadurch, daß keine extremen Haftmagnete verwendet werden, läßt sich das Chassis auch auf Heimbahnen noch problemlos fahren, eine großzügiges Layout mit flüssig zu fahrenden Kurven vorausgesetzt. Stärkere Haftmagnete bis hin zu Polymers sollten auch noch funktionieren, Neodymes ab Grade 40 könnten auf Heimbahnen kritisch werden.

Die Fahrleistungen sind schlicht beeindruckend: Auf der Testrecke aus Carrera 160-Schienen, auf der aus einer weiten Kurve 3 mit 80 cm Durchmesser auf eine 4,60 m lange Gerade beschleunigt wird, konnte nur für einen Sekundenbruchteil Vollast gegeben werden.

Erforderlich sind dazu allerdings die Versorgung des Motors mit mindestens 2 A bei 20 Volt Spannung, der Regler sollte einen Widerstand von 25 - 35 Ohm aufweisen.

"Kugelblitz" Ferrari 250 LM

Als Karosserie kommt ein Ferrari 250 LM-Lexanbody von Rhino Systems zum Einsatz, der auf dem Foto allerdings auf einem anderen getunten 440er Chassis sitzt, das keine kugelgelagerte Vorderachse aufweist, sondern ein AJ's Independant Front End mit Alufelgen.

Zur Befestigung nehme ich gerne Klettband, da es die Karosse nicht nur mechanisch, sondern auch akustisch hervorragend vom Chassis entkoppelt - das ergibt im Nebeneffekt ein wunderbar "seidiges" Fahrgeräusch.

© 2002 Frank Bonitz

© 2002-2008 JoSta-Racing