Pitstop

Drift-Action im Maßstab 1:55 - Erfahrungsbericht

Einleitung
Inhalt des Startsets
Die Bahn
Die Autos
Steuerung/Elektronik
Fahrtest
Fazit
Für Fortgeschrittene

Unter dem Label PRESS HARDTM bietet der japanische Hersteller von Action-Toys BANDAI ein Startset an, das durch den für Slotracing ungewöhnlichen Maßstab 1:55 auffällt. Darüberhinaus sind die Komponenten - u.a. mit Randstreifen für die Fahrbahnteile - zum Driften der Slotcars ausgelegt. Die Vorderräder der Autos sind lenkbar und werden durch den Leitkiel gesteuert.

Hans Zenk hat dieses Set importiert und mir für ausführliche Tests zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm an dieser Stelle meinen ganz herzlichen Dank ausspreche!


Inhalt des Startsets

6 Kurven 90º (mit Außenrandstreifen)
5 gerade Fahrbahnteile
1 Anschlußgerade
3 Innenrandstreifen für Kurven
3 gerade Randstreifen
6 Leitplanken
1 Digital Power Terminal
2 Handregler
2 Slotcars Toyota Sprinter Trueno (AE86)
Ersatzschleifer und -reifen
Bedienungsanleitung
(ausschließlich in japanischer Sprache)
(1 Steckernetzteil sek. 6 Volt, 1,5 A -
!!! hier nicht verwendbar, da für 110 Volt-Netzanschluß !!! )

Die Bahn


Streckenlänge 6 m
(lt. Herstellerangabe), Aufbaufläche 2,15 x 0,97 m (1,10 m mit Digital Power Terminal)

Besonders hervorzuheben ist eine bisher nicht gesehene Solidität der Schienen aus grau eingefärbtem Kunststoff und des Verbindungssystems. Der Auf- und Abbau verläuft einfach und schnell. Die Schienen lösen sich auch im Betrieb mit hohen Fahrgeschwindigkeiten nicht voneinander.

Die Außenrandstreifen an den Kurven sind fester Bestandteil der Schienen. Für die Auslaufzonen nach den Slideabschnitten sind jeweils drei Innen- und gerade Randstreifen vorhanden, die einfach unter die Schienen gesteckt werden.

Die Schienenmaße im Detail:
Fahrbahnbreite 10,5 cm
Slotabstand 5,5 cm
Slotbreite/-tiefe 2,5 / 7 mm
Leiterabstand 14,5 mm
Länge der Geraden 39 cm
Kurvenradius 24,75 cm (mit Außenrandstreifen 29,1 cm)

Die Autos

Mit Ausnahme der Breite kommen die Abmessungen der beiden Slotcars (L 7,85 x B 3,28 x H 2,65 cm) dem angegebenen Maßstab nahe. Die Proportionen wirken trotzdem stimmig und die Detailierung ist reichhaltig: angegossene Seitenspiegel, Scheibenwischer vorn/hinten und selbst Waschdüsen, sowie erhaben nachgebildete Türgriffe und -schlösser fehlen nicht. Die Bedruckung mit vorbildgetreuen, mattschwarzen Zierstreifen und zahlreichen Schriftzügen ist sauber gelungen. Der Scheibeneinsatz ist transparent, jedoch sehr stark getönt.

Für weitere Abbildungen auf das Bild klicken

Im Chassis werkelt ein Motor, dessen Bauart und -größe u.a. aus Tomy Turbo H0-Slotcars bekannt ist. Die Metallgewichte an den Seiten des Chassis und über der Hinterachse können zur Beeinflussung des Fahrverhaltens einfach abgenommen werden. Selbstverständlich sucht man Haftmagnete vergeblich. Der Leitkiel nutzt die Schlitztiefe optimal. Die Vorderradlenkung arbeitet sehr leichtgängig. Gummireifen und Felgen mit umlaufendem Steg sind wie bei Slotcars in den Maßstäben 1:32 und 1:43 üblich gestaltet, was ein Wandern bzw. Abrutschen der Pneus wirksam verhindert.

Die Stromaufnahme erfolgt über solide, federnd aufgehängte Blechschleifer. Über zwei Metallstifte und eine winzige, abschraubbare Platine wird die Energie an den Motor weitergeleitet.

Steuerung/Elektronik

Die Controller liegen satt in der Hand, der Abzug ist leichtgängig. In Vollgasstellung zeigen sich jedoch ergonomische Schwächen (zumindest in meiner Hand), die bei längerem Gebrauch Schmerzen im Handgelenk möglich erscheinen lassen. Für kleine Kinderhände fallen die Griffe etwas zu wuchtig aus.

Im Inneren der Regler befindet sich jeweils ein Drehpoti mit gemessenen 460 Ohm, wodurch sie nur für den Betrieb mit dem Digital Power Terminal, das die Motoren mit P(uls)W(eiten)M(odulation) steuert, geeignet sind. Da die Potis mit vier Anschlüssen versehen und ordentlich auf Platinen montiert sind, dürfte es schwierig werden, im Bedarfsfall hierzulande passenden Ersatz dafür zu finden.

Am Digital Power Terminal können mit zwei Drucktastern die Fahrstufen Street, Sport und Racing getrennt für jede Fahrspur gewählt werden. Mit einem Drehschalter läßt sich ein geschwindigkeitsabhängiges Fahrgeräusch zuschalten. Die Schlüssel lösen lediglich ein Motorstartgeräusch aus. Die Autos fahren unabhängig davon, ob ein Schlüssel eingesteckt ist und in welcher Position sich das Schloß befindet. Die Stromzufuhr wird über einen separaten Schalter neben der Netzteilbuchse freigegeben. Daneben findet sich noch eine weitere Buchse zum externen Lautsprecheranschluß. Mit dem Schalter an der Unterseite des Gehäuses kann die Fahrtrichtung für beide Spuren gemeinsam geändert werden.

Die Kontakte zu jedem Leiter der Anschlußfahrbahn sind einzeln und getrennt herausgeführt. Auf diese Anschlüsse wird das Digital Power Terminal gesteckt.

Das recht kräftig dimensionierte Steckernetzteil (6 Volt, 1,5 A) kann leider nicht verwendet werden, da die Primärwicklung zum Betrieb an Netzen mit 110 Volt ausgelegt ist.

Fahrtest

Für den Fahrtest wurde das Terminal mit "Mono"-Akkus, die knapp 6 Volt lieferten, versorgt. Dank interner Spannungsstabilisierung arbeitete die Elektronik damit störungsfrei.

Um es vorwegzunehmen: Mit dieser Konfiguration ist der Anspruch an das Fahrkönnen des Slotracers gering. Wählt man die Fahrstufe Street, cruisen die Autos auch mit Vollgas gemütlich dahin. Etwas zügiger und mit leichter Tendenz zum Driften geht es in der zweiten Stufe voran. Erst mit der Racing-Einstellung läßt sich das Fahrzeug im Kurveneingang nach der langen Geraden aus dem Slot zwingen. Ein ganz geringes Lupfen am Regler verhindert auch dies, sodaß die Fahrt mit Vollgas und deutlichem Slide durch die übrigen Kurven fortgesetzt werden kann. Eine von der Papierform her vermutete Neigung zum Kippen der Modelle hat der Praxistest nicht bestätigt.

Komplett wiegen die Autos 35 g. Auch nach Abnahme der seitlichen Gewichte bleibt das Fahrverhalten ebenso sicher. Durch die geringere Masse nimmt das Driften sogar ab.

Fazit

Mit dem 'Realistic Drift Action'-Konzept folgt BANDAI einem Trend, der auch unter den H0-Slotracern immer mehr Anhänger zählt. Überzeugend sind die Qualität der Komponenten und die unkomplizierte Inbetriebnahme - auch, wenn die gut bebilderte, jedoch ausschließlich in japanischer Sprache verfaßte Bedienungsanleitung nur begrenzt Hilfe leisten kann. Das Format der Verpackung verleitet dazu, die komplette Bahn auf Reisen immer dabei zu haben. Bisher kann das Set nur direkt aus Japan bezogen werden. Dies wird vermutlich vorerst auch so bleiben, nachdem BANDAI NAMCO jüngst mit einem Übernahmeangebot für den bekannten Puppenhersteller Zapf Creation von sich reden machte, um weitere Vertriebswege in Deutschland zu erschließen und damit scheiterte. Nicht zuletzt angesichts des Preises - die Kosten für den privaten Import summieren sich auf rd. 200 EUR, zusätzlich wird ein Netzteil benötigt - ein Spielzeug für Liebhaber und/oder Managerbüros. Ob neben weiteren Slotcars, die für Oktober angekündigt sind, auch zusätzliche Fahrbahnteile zur Streckenerweiterung angeboten werden, bleibt abzuwarten.

PRESS HARDTM im Web*
Bezugsquelle*

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Für Fortgeschrittene

Mit Blick auf die attraktiven angekündigten Modelle* (Honda S2000, Nissan S15 Sylvia, Nissan Skyline GT-R, Nissan Fairlady Z33) interessierte mich natürlich, wie die Autos auf anderem Schienenmaterial (z.B. Carrera - H0-Schienen sind u.a. zu schmal) fahren. Dazu habe ich den gleichen Kurs mit Carrera Profi Schienen aufgebaut und die o.a. Akkus direkt angeschlossen. Der Test verlief - nicht ganz unerwartet - kläglich: Die Leiter sind zwar flach und breit, liegen aber enger beisammen (mittlerer Abstand 10 mm). Dadurch verlieren die Schleifer immer wieder den Kontakt und das Auto muß angeschoben werden. Dies läßt sich aber sicher durch Verbiegen der Schleifer beheben. Eine noch bessere Möglichkeit wäre die Anfertigung neuer Schleifer mit passenden Abmessungen. Beide Maßnahmen werde ich aber erst an eigenen Slotcars, die schon bestellt sind, ausprobieren.

Einerseits ermöglicht der geringe Spannungsbedarf den Betrieb im Freien oder in Kellern ohne Netzanschluß mit ein paar "Mono"-Akkus, andererseits kommt aber auch der Wunsch auf, die Bahn aus Quellen mit "üblichen" Spannungswerten zu versorgen.

Zu Experimenten am Digital Power Terminal kann ich allerdings nicht raten. Mit der internen Spannungsstabilisierung sollte die Elektronik auch an 12 oder 15 Volt keinen Schaden erleiden. Ich konnte die beidseitig bestückte Hauptplatine jedoch nicht vollständig untersuchen. Um sie ausbauen zu können, hätte ich den Kühlkörper (in der Abbildung ganz oben) von den Halbleitern abschrauben müssen. So weit wollte ich die Demontage der geliehenen Komponenten denn doch nicht treiben. In der Abbildung kaum sichtbar, sind über den Öffnungen in der seitlichen Platine feine Drähte verlötet, die scheinbar die Funktion von Schmelzsicherungen übernehmen.

In meinen Slotcars werde ich die Motoren ohnehin gegen solche von Tomy oder BSRT austauschen, zumal die Autos für meinen Geschmack durchaus etwas mehr Power vertragen.

Wer so umgerüstete Fahrzeuge auf der PRESS HARDTM Bahn fahren lassen möchte, verdrahtet Netzteil(e) und (andere!) Regler direkt mit den aus der Anschlußfahrbahn geführten Kontakten. Die Kabel werden von unten aufgelötet und durch Bohrungen in den Terminals herausgeführt. Danach kann die Abdeckplatte wieder angeschraubt werden.
Für den provisorischen Aufbau kann der Kontakt auch mit ausreichend großen, isolierten Krokodilklemmen von oben hergestellt werden. 12.10.2006 JoSta-Racing

Zu diesem Thema wurde auch ein ganzseitiger Artikel in der Fachzeitschrift Car-On-Line Ausgabe 2/07 veröffentlicht.

* Inzwischen sind auf der Webseite von HLJ die Autos als nicht mehr lieferbar gekennzeichnet.
   Seit März 2007 ist die
PRESS HARDTM Webseite nicht mehr online.

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